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Eiererzeugung: Position der Branche stärken

Ende September 2023 fand das 3. Erzeugerforum der Lohmann Süd GmbH & Co. KG für die Eierbranche in Bad Windsheim statt. Experten der gesamten Legehennen-Branche kamen zusammen, um das aktuelle Marktgeschehen, Erzeugerpreise sowie tierschutzrelevante Themen zu diskutieren.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung stellte Margit Beck von der MEG Marktinfo Eier und Geflügel heraus, dass durch einen nachlassenden Pro-Kopf-Verbrauch (PKV) der letzten zwei Jahre sowie der Ausdehnung der Produktion der Selbstversorgungsgrad (SVG) mit Konsumeiern in Deutschland deutlich gestiegen ist. Hinsichtlich des Verzehrs von Eiern scheint jedoch die Talsohle durchschritten zu sein, da aktuelle Zahlen wieder auf höhere Haushaltskäufe von Eiern hinweisen. Auch für die Produktion sind nur bedingt weitere Zuwächse an Legehennenhaltungen zu sehen.

Hohe Erzeugerpreise – doch nicht überall

Die Bundesländer in Süddeutschland, in denen Lohmann aktiv ist, spielen bis auf Bayern eine untergeordnete Rolle. Die deutsche Eierproduktion wird im Wesentlichen durch Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen geprägt. Dafür zeichnen sich die fünf angesprochenen Bundesländer aber durch eine große Nähe zu einer zahlungskräftigen Kundschaft aus, der Regionalität und Tierwohl am Herzen liege. Die sehr hohen Notierungen von Eierpreisen, verdeutlicht durch die MEG-Preisfeststellung für Bodenhaltungseier, lassen sich trotz eines aktuell knapp versorgten Marktes leider nicht durch alle Eiererzeuger erzielen. 

Insbesondere im Bereich der OKT-Ware komme es durch lange Vertragslaufzeiten mit dem Handel nur zu langsamen Anpassungen. Hinsichtlich der Produktion bleibe die Bruttomarge bei OKT- wie auch bei MKT-Ware positiv. Durch den potenziell niedrigeren Legehennenbestand seien in der EU 27 aktuell am Markt keine Preisschwächen abzusehen.

Mit „viertem Aggregatzustand“ gegen die Rote Vogelmilbe

Dr. Thomas Bartels vom Friedrich-Löffler-Institut in Celle legte eindrücklich dar, welche Probleme es bei der Bekämpfung der Rote Vogelmilbe zu bedenken gebe. Insbesondere die nachlassende Wirksamkeit bislang bewährter Präparate durch die rasche Resistenzentwicklung sei eine große Herausforderung. Hier gilt es laut Bartels, effektive Bekämpfungsmaßnahmen zu entwickeln und in ein integratives Schädlingsmanagement einzubinden, um das Vorkommen der Roten Vogelmilbe nachhaltig auf einem niedrigen, nicht kritischen Niveau zu halten. Dazu zählten neben einer gründlichen Reinigung und der Nutzung antiparasitär wirksamer Desinfektionsmittel auch der Einsatz chemischer wie physikalischer Bekämpfungsmittel.

Um das Portfolio an Bekämpfungsmaßnahmen gegen den lästigen Parasiten zu erweitern, werde an der Verwendung von kaltem Atmosphärenplasma geforscht. Plasma ist der sogenannte vierte Aggregatzustand und kann durch die kontrollierte Zufuhr elektrischer Energie erzeugt werden. Hergestellt durch elektrische Barriereentladung, wird das kalte Atmosphärendruckplasma heute schon in verschiedenen Bereichen eingesetzt: beispielsweise zur Dekontamination von Oberflächen, der Behandlung von Wundheilungsstörungen und der Bekämpfung von Kopfläusen bei Menschen. Der experimentelle Einsatz gegen die Rote Vogelmilbe war in allen Entwicklungsstadien hocheffizient, d.h. es wurde eine gegen Null gehende Überlebensrate nach der Behandlung festgestellt. In der aktuellen Phase des Projekts wird mit mehreren Partnern an Lösungen für die Praxisbetriebe gearbeitet. Ziel ist es, marktreife Produkte zur EuroTier 2024 vorstellen zu können.

Emotionales Thema: Brustbeinschäden

Die Gesundheit des Brustbeins bei Legehennen beschäftigt die Branche in immer wiederkehrender Form. Diskussionen zu diesem Thema würden auf emotionaler Ebene geführt, um Züchtung und Haltung im Legehennenbereich – egal ob ökologisch oder konventionell – anzuprangern. Dr. Matthias Schmutz (Lohmann Breeders) unterteilte das Thema in zwei Themenbereiche: 1. in Brustbein-Brüche und 2. In Brustbein-Deformationen. Die Brustbein-Deformationen würden zudem in erheblichem Umfang auch bei Wildhühnern und niedrig leistenden Tieren auftreten. Brustbeinbrüche hätten hier eine deutlich geringere Bedeutung, kämen aber auch vor. Die Ursache für das Auftreten von Brustbeinbrüchen ist nicht eindeutig zu identifizieren und hat einen eher multifaktoriellen Charakter. Eine untergeordnete Bedeutung spielt dabei – entgegen anderslautenden Behauptungen – das Eigewicht. Deutlich problematischer sei ein zeitiger Legebeginn bzw. frühreife Tiere. 

Europa muss mit dem Verbot des Kükentötens nachziehen

Der aktuelle Stand zum Verbot des Kükentötens wurde in Vertretung von Ron Eek (Lohmann Breeders) für den erkrankten Prof. Dr. Rudolf Preisinger vorgetragen. Die Diskussionen um die Gesetzesverschärfungen auf eine In-Ovo-Geschlechtsbestimmung vor den 7. Bebrütungstag wurden durch den Sachstandsbericht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft vorerst beendet. Danach sei eine Geschlechtsbestimmung bis zum 12. Bebrütungstag möglich und alle Verfahren, die diese Vorgaben erfüllen, seien zulässig. Durch den hohen wirtschaftlichen Druck in den letzten Jahren und die Entwicklung der technischen Verfahren lasse sich ein Trend weg von der Aufzucht der Hähne hin zu einer In-Ovo-Geschlechtsbestimmung erkennen. In diesem Zusammenhang rutsche die Haltung von Zweinutzungstieren weiter in eine Nische ab, auch wenn der politische Wunsch ein anderer sei. 

Zur Kompensation der steigenden Kosten, die durch das Verbot des Kükentötens entstanden sind, werde in der Vermarktung und Haltung nach Optimierungspotenzialen gesucht. Um den Kostenanstieg auf eine größere Anzahl Eier verteilen zu können, werde insbesondere die Nutzungsdauer der Legehennen weiter steigen, prognostizierte Ron Eek. In diesem Kontext sei die Entwicklung in den anderen EU-Staaten und ein europäisches Verbot des Kükentötens wichtig, damit sich die aktuell vorhandenen Wettbewerbsunterschiede mit den entsprechenden Kostennachteilen nicht weiter vergrößern. 

Standards intensivieren Bindung zwischen LEH und Erzeugung

Diese Wettbewerbsunterschiede griff Frank Hartmann, Bereichsleiter Auditierung beim KAT e.V., in seinem Vortrag auf. Der Grundsatz des KAT-Systems sei es, dass jeweils die strengste nationale Gesetzgebung für alle Mitgliedsbetriebe gelte. Dadurch würden Wettbewerbsvorteile für Betriebe in anderen Staaten egalisiert. Das Ziel aller aktuell vorhandenen KAT-Richtlinien und Maßnahmen sei die Rückverfolgbarkeit und Herkunftssicherung in der Eierbranche. Gesetzte Standards würden Vertrauen und breite Akzeptanz beim Lebensmitteleinzelhandel (LEH) schaffen. 

In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Frank Hartmann, Christoph Hönig, Geschäftsführer der Hönig-Hof GmbH und Mitglied des KAT-Vorstandes, Robert Schmack, Junghennenaufzüchter und Vorsitzender des Landesverbands der Bayerischen Geflügelwirtschaft e.V. sowie Moderator Dr. Michael Grashorn wurde der Nutzen eines gemeinsamen Auftritts für die gesamte eiererzeugende Branche in den Vordergrund gestellt. Dies stärke auch die Position der Branche gegenüber dem Handel, der sich in den vergangenen Jahren zunehmend konzentriert habe. Robert Schmack merkte an, dass die entstehenden Kosten durch ein solches (KAT-) System auch durch den Handel honoriert und an den Verbraucher weitergegeben werden müsse. So könne es nicht sein, dass der Erzeuger auf dem Mehraufwand sitzen bleibe. Kritische Anmerkungen aus dem Publikum, insbesondere der hohe Dokumentations- und Kontrollaufwand für kleine und mittlere Betriebe wie auch die Vermarktung von Nicht-KAT- und MKT-Ware über den LEH, wurden ebenfalls aufgegriffen und rege diskutiert. 

 

Die Handouts zu den Vorträgen finden Sie hier: 

Verbot des Küken-Tötens in der BRD = Quo Vadis 2024

Bedeutung von KAT für die Junghennenaufzucht und Legehennehaltung

Brustbeingesundheit bei Legehennen

Aktuelle Lage am Eiermarkt - was bringt die Zukunft?

Dauerbrenner rote Vogelmilbe

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